White Rim Road

[Juni 2005 / Juni 2007]
































 Canyonlands N.P.
 Needles District

   Tag 1:   52,07 km   3:49 h   Ø 13,60 km/h   660 Höhenmeter
   Tag 2:   53,04 km   3:22 h   Ø 15,70 km/h   302 Höhenmeter

Endlich haben wir uns einen großen Traum erfüllt: einmal die komplette White Rim Road zu fahren! Bereits 2005 hatten wir ein kurzes Teilstück von der Potash Road bis zum Musselman Arch gefahren und beschlossen, daß wir irgendwann noch die ganze Strecke fahren müssten. Bei der Planung für die 2007er Tour hatten wir dann unabhängig voneinander dieselbe Idee: mein Vater würde mit dem Auto fahren, und ich mit dem Mountain Bike! Die Strecke von 160km ist mit dem Bike an einem Tag kaum zu schaffen, höchstens vielleicht im Frühjahr oder Herbst, wenn es nicht so heiß ist, mit einem Begleitfahrzeug sind zwei bis drei Tage jedoch ideal. Zum Übernachten suchten wir uns den Murphy Hogback Campground aus, da er ziemlich genau in der Mitte liegt. Im Normalfall sind die Campingplätze extrem begehrt und man muß bereits Monate im Voraus reservieren, was ich auch tat, in unserem Fall wäre das jedoch nicht nötig gewesen, denn im Sommer sind nur wenige Verrückte auf der WRR unterwegs :-)

1. Tag

Wir begannen unsere Tour also früh morgens in Moab. Die Anfahrt über die Potash Road dauerte dann aber doch länger als gedacht, vor allem wegen einiger Fotostops :-) So war es dann bereits 9 Uhr, als wir an der Kreuzung mit der White Rim Road mein Fahrrad aus dem Auto holten. Inzwischen war es schon ziemlich warm, doch mit dem Fahrtwind war es recht angenehm zu fahren. Das erste Teilstück bis zum Musselman Arch war dann recht schnell geschafft, und natürlich musste hier das obligatorische Foto mit Bike auf dem Arch gemacht werden! Drüberfahren darf man allerdings nicht - auf die Idee käme ich aber auch gar nicht...
Die Straßenverhältnisse in diesem Teil der Strecke sind relativ gut, wobei man aber meist mit dem Fahrrad schneller ist als mit dem Auto. Die Strecke ist im großen und ganzen recht eben. Man muß allerdings immer die Canyons umfahren, die sich in das Plateau eingeschnitten haben, und da die Gesteinsschichten schräg liegen, fährt man immer auf der einen Seite eines Canyons bergab und auf der anderen bergauf, doch das Gefälle ist nicht besonders groß. Es gibt einige etwas schwierigere Passagen, z.B. einen kleinen steilen Anstieg mit Sandlöchern und einigen Felsbrocken, doch der ist einfacher als er aussieht. An manchen Stellen führt die "Straße" direkt am Abgrund entlang, man fährt direkt auf der White Rim und manchmal sogar auf einem Überhang, doch das sieht man glücklicherweise erst hinterher - ist schon ein komisches Gefühl :-)
Und die Landschaft ist einfach atemberaubend! Hinter jeder Biegung wieder ein neuer toller Ausblick, ob nach rechts hinauf zur Island In The Sky, wo man z.B. den Washer Woman Arch mal aus einer ganz anderen Perspektive sehen kann als sonst vom Mesa Arch aus (der übrigens auch ganz klein oben am Rand erkennbar ist), oder ob links hinunter in die verschiedenen Canyons, der Streckenverlauf ist einfach sensationell! So dauert das Ganze dann viel länger, als man eigentlich annimmt, denn durch die ständigen Fotostops kommt man kaum voran :-)
Mittlerweile war es sehr heiß geworden, und mein Thermometer zeigte in der Sonne bis zu 49° an. Gegen 14 Uhr erreichten wir den Gooseberry Campground in der Nähe des gleichnamigen Canyons. Im Visitor Center hatte ich bereits gehört, daß dies der einzige Punkt ist, wo es ein bißchen Schatten gibt, denn dort steht ein kleiner Baum. Das war natürlich der ideale Punkt für die Mittagsrast. Wir machten eine Stunde Pause im Schatten, und unterhielten uns ein wenig mit einem Autofahrer, der uns entgegen kam und an diesem Tag die White Rim Road komplett fuhr. Insgesamt begegneten uns nur wenige Autos, und andere Radfahrer bekamen wir auf der ganzen Runde nicht zu Gesicht.
Der nächste Höhepunkt auf der Strecke war das Monument Basin, auch bestens bekannt vom Grandview Overlook, von wo aus man direkt auf diesen Abschnitt der White Rim hinuntersieht. Von unten ist das Ganze nochmal beeindruckender, denn man erkennt hier erst richtig die immense Größe der Felssäulen, die hier aus dem Canyon aufragen. Die "Monumente" sehen schon extrem spektakulär aus, mit ihrem dunkelroten Gestein und den riesigen weißen Kappen aus dem hellen Sandstein, der die White Rim bildet. Das ist allerdings vorläufig der letzte Höhepunkt, denn der weitere Streckenverlauf bis zum White Crack ist recht öde und verläuft auf einer weiten buschbewachsenen Ebene weit weg vom White Rim ohne irgendwelche spektakulären Ausblicke.
Zudem kam jetzt am Nachmittag Gegenwind auf, und die Piste wurde recht sandig, was das Vorwärtskommen mit dem Rad ziemlich erschwerte und die Sache doch ziemlich anstrengend machte. Gegen 17 Uhr erreichten wir dann den Abzweig zum White Crack, dem südlichsten Punkt der White Rim. Natürlich wollten wir die kurze Strecke dorthin auch noch fahren, um die Aussicht von dort zu geniessen, und beschlossen, daß wir dort dann das Fahrrad einladen und die restliche Strecke zum Campingplatz zusammen mit dem Auto zurücklegen würden. Vom White Crack Campground aus gibt es einen kurzen Trail bis zur Südspitze des Plateaus, wo man dann über die namensgebenden Cracks im Gestein der White Rim steigen und auf der Spitze einiger Felssäulen herumlaufen kann - ein ganz besonderer Nervenkitzel! Und die Aussicht ist natürlich wieder einsame Spitze, wenn der Blick über unzählige Canyons bis hinüber zu den Needles schweift...
Nach 52 mit dem Rad gefahrenen Kilometern stieg ich also ins Auto (nach 9 Stunden, mit allerdings nur knapp 4 Stunden reiner Fahrzeit...), und wir machten uns an das letzte Teilstück. Hier gibt es wieder einige schöne Aussichtspunkte, und je näher man dem Murphy Hogback kommt, desto anspruchsvoller wird die Strecke. Der Hogback ist eine ca. 300 Meter hohe Erhebung, über die die Straße hinwegführt, und obenauf liegt der Campingplatz, unser Ziel für diesen Tag. Noch vor Erreichen des eigentlichen Anstiegs hinauf auf den Hogback kommt man an die unseres Erachtens schwierigste Stelle der gesamten WRR, ein kurzer extrem steiler Anstieg. Der Untergrund ist hier sehr locker, mit großen losen Steinen und sandigen Kuhlen, und zudem muß man oben auch noch eine scharfe Linkskurve fahren und sieht erstmal gar nicht, wie es weitergeht. Nach kurzer Prüfung zu Fuß packten wir´s an und gaben Vollgas, und unser Hummer ließ uns auch hier nicht im Stich :-) Ein paarmal drehte eines der Räder kurz durch, eine Staubwolke stieg auf und ein paar Steine flogen, doch dann waren wir oben. Der restliche Aufstieg ist dann zwar steil und schmal, doch gut zu fahren, und so erreichten wir schließlich gegen 20 Uhr den Campingplatz. Natürlich waren wir die einzigen hier oben, und so konnten wir nach einer erfrischenden Abkühlung aus der Campingdusche bei einem leckeren Abendessen (selbstverständlich mit selbstgemixtem Radler :-) den fantastischen Sonnenuntergang genießen, während wir den Blick über diese unglaubliche Weite schweifen ließen. Mittlerweile machte sich doch eine gewisse Erschöpfung bemerkbar, so daß wir dann schnell das Zelt aufbauten und bald in einen tiefen Schlaf sanken.

2. Tag

Mein Geburtstag! So früh bin ich an einem Geburtstag wohl noch nie aufgestanden, doch den Sonnenaufgang konnten wir uns hier oben ja nicht entgehen lassen, und so klingelte bereits um 5 Uhr der Wecker. Ein tolles Schauspiel, wenn die Sonnenstrahlen langsam die hoch aufragenden Felswände in der Umgebung in ein leuchtendes Rot tauchen und die Schatten über die umliegenden Canyons kriechen!
An diesem Morgen waren ungewöhnlich viele Wölkchen am Himmel, und bis wir zusammengepackt hatten und gegen 6:30 aufbrachen, war nahezu der gesamte Himmel bezogen. Das machte das Fahren zwar sehr angenehm, stimmte uns aber doch etwas bedenklich, denn es sah doch sehr nach Regen aus... Das wäre natürlich das letzte, was wir brauchen konnten, auf diesen Pisten so weit entfernt von allem... Nach dem steilen Abstieg vom Hogback auf der anderen Seite kamen wir dann sehr zügig voran, denn es war angenehm kühl, es ging kein Wind und die Straße verlief recht eben. Der nächste Streckenabschnitt verläuft durch das Soda Springs Basin, recht schön, aber nicht so spektakulär wie auf der östlichen Seite der White Rim. Man umfährt wieder einige Canyons zur Linken, und in der Ferne sieht man bereits den Candlestick Tower aufragen. Auch der Turks Head im Westen ist nicht zu übersehen, ein riesiger Felsmonolith auf der anderen Seite des Green River in einer Schlaufe des Flusses. Das Wetter war wirklich merkwürdig an diesem Morgen, mittlerweile konnten wir die Regenschleier sehen, die aus den Wolken herabfielen, doch auf der Hälfte der Strecke war der Regen bereits verdunstet, so daß lediglich ein paar winzige Tröpfchen bei uns am Boden ankamen. Die Sonne brach sich jedoch auch schon teilweise wieder Bahn, beleuchtete ein paar der freistehenden Felstürme, und erzeugte damit schon wieder tolle Fotomotive.
An der Stelle, an der der Wilhite Trail von Island In The Sky kommend auf die Straße trifft, gibt es sogar einen richtigen kleinen Slot Canyon. Wir begnügten uns aber mit einem kurzen Blick von oben hinein und verzichteten auf eine Kletterpartie im Canyon. Da wir immer noch nicht so ganz sicher waren, wie sich das Wetter entwickeln würde, fuhren wir lieber zügig weiter. Nach einer Weile waren wir jedoch zur Überzeugung gelangt, daß es bald besser werden würde, da im Nordwesten bereits nur noch blauer Himmel zu sehen war. Kurz darauf nähert sich die Straße dann dem Green River an, dessen Niveau man inzwischen fast erreicht hat, ein schöner Platz für eine Rast. Im Anschluß erreicht man dann Potato Bottom, wo man parallel zum Fluß durch grüne Wiesen fährt, vorbei an schön gelegenen Campingplätzen. Bald war es dann aber vorbei mit dem entspannten Cruisen, denn wenig später erreichten wir dann den nächsten üblen Anstieg, den Hardscabble Hill. Zu allem Überfluß war das natürlich der Zeitpunkt, zu dem die Sonne es endlich geschafft hatte und wieder mit voller Kraft vom Himmel brannte, ausgerechnet jetzt, wo es wieder anstrengend wurde! Der Hardscabble Hill machte seinem Namen dann auch alle Ehre, wieder ging es ca. 200 Meter steil hinauf. Auf der Hälfte der Strecke hatte ich mich dann schon zu früh gefreut, denn nach einem kurzen ebenen Stück ging es hinter der nächsten Biegung nochmal genauso weit hinauf wie zuvor! Aber schließlich war es geschafft, und wir waren oben. Den Fort Ruin Trail ließen wir links liegen und genossen nur kurz die Aussicht von hier oben, ein wunderbarer Blick hinab zum Hardscabble Bottom, wo man unten am Fluß die Straße erkennen kann. Dann ging es nicht minder steil wieder hinab, und im Anschluß durch die dichte grüne Vegetation in Hardscabble und Upheaval Bottom direkt am Fluß entlang. Die Straßenverhältnisse besserten sich hier langsam wieder, man fährt meist auf recht ebenem festgefahrenem Lehm, und quert nur an einer Stelle ein sandiges trockenes Flußbett. So schön der Verlauf hier ist, so sehr zieht sich die Strecke jetzt, und da es inzwischen wieder ziemlich heiß und hier am Fluß auch recht feucht war, wünschte ich mir so langsam, endlich anzukommen.
Schließlich erreichten wir die Parkgrenze, machten noch kurz ein Foto am Parkschild, dann fuhren wir die letzten Kilometer bis zur Kreuzung bei Mineral Bottom, und gegen 13 Uhr hatten wir es dann geschafft! An der Kreuzung war dann Endstation mit dem Fahrrad, den Aufstieg zur Island In The Sky wollte ich mir bei dieser Hitze dann doch nicht geben :-) Also luden wir das Rad wieder ein und nahmen die steilen Serpentinen in Angriff, die hier ähnlich spektakulär wie am Shafer Trail auf der anderen Seite auf das Plateau hinaufführen.
Tja, was für ein Erlebnis! Die White Rim Road ist wirklich ein tolles kleines Abenteuer, das man als Southwest-Freak unbedingt einmal gemacht haben muß :-) Wenngleich es mit dem Fahrrad sicher noch mehr Spaß macht, wenn etwas angenehmere Temperaturen herrschen... Mit unserem Hummer waren wir natürlich verwöhnt und hatten mit der Strecke keinerlei Probleme, allerhöchstens vielleicht mit der Breite des Autos auf der manchmal doch recht schmalen Straße. Im allgemeinen sollte das aber eigentlich mit jedem Geländewagen zu schaffen sein, den man üblicherweise bei den Mietwagenfirmen bekommt, wobei er aber schon Allradantrieb haben sollte, denn ein paar Stellen, besonders die kurz vor dem Murphy Hogback, haben es schon in sich!