Gemini Bridges / Two Tortoise Trail / Gold Bar Rim / The Portal

[Juni 2007]














   43,20 km (davon etwa 10-15km zu Fuß...)   4:58 h   Ø 8,60 km/h   ~500 Höhenmeter

Diese Tour, eine Kombination aus mehreren Trails nordwestlich von Moab zwischen Canyonlands, Highway #191 und Potash Road, hatte ich mir so schön vorgestellt: zum Einrollen der Gemini Bridges Trail, dann ein kurzer Abstecher in den Bull Canyon, um die Bridges von unten zu sehen, vorbei am Two Tortoise Rock, hinauf zur Gold Bar Rim, um dort den "endlosen Singletrail" zu fahren, und dann über den Poison Spider Trail zum Trailhead. Aber wie gesagt, das hatte ich mir nur so vorgestellt, denn es kam ganz anders: Die Tour war die reinste Hölle :-)
Von der Planung her sah das alles recht einfach aus. Ich hatte mir Trail-Beschreibungen im Internet durchgelesen, Topo-Maps runtergeladen und GPS-Wegpunkte von allen wichtigen Abzweigen auf mein GPS geladen. Die Strecke wäre so ca. 50km lang, eine schöne Tagestour. Mein Vater würde mich oben am Trailhead an der Zufahrt in den Canyonlands N.P. absetzen, Besichtigungen machen, während ich unterwegs war, und mich dann gegen 15 Uhr wieder am Poison Spider Trailhead abholen. Das erste Viertel des Weges war dann auch kein Problem. Bis zu den Gemini Bridges, zwei Felsbögen, auf die man oben mit dem Fahrrad drauffahren kann, konnte ich das Rad fast komplett abwärts rollen lassen. Der Aussichtspunkt an sich ist allerdings nur mäßig spannend, da man die Arches von oben natürlich nicht sehen kann. Aus diesem Grund hatte ich mir überlegt, einen kleinen Umweg in den Bull Canyon zu machen, der mich direkt unterhalb des Aussichtspunktes führen würde, so daß ich die Gemini Bridges von unten sehen könnte. Mit GPS-Hilfe fand ich also die Abzweigung, da die Beschilderung nicht wirklich toll war, und folgte dem Two Tortoise Trail nach Süden, alles noch gut fahrbares, leicht technisches Gelände. Kurz darauf erreichte ich den Abzweig in den Bull Canyon. Der erste Kilometer ging noch einigermaßen, dann wurde der Sand immer tiefer und die Hitze immer brutaler. Nach einer Pause im Schatten eines großen Felsbrockens gab ich die Hoffnung auf, es bis zu den Bridges zu schaffen, und drehte wieder um. Weiter ging es auf dem Two Tortoise Trail, in Richtung des gleichnamigen Felsens. Man konnte ihn schon von weitem erkennen, auch wenn sich nicht gleich erschloß, warum er diesen Namen erhalten hatte. Wenn man direkt davor steht, kann man jedoch mit einiger Fantasie die zwei Schildkröten erkennen :-)
Anschließend mußte auf dem Weg nach Nordosten zur Gold Bar Rim ein Tal durchquert werden, und die kurze Abfahrt auf felsigem Singletrail machte durchaus Spaß. Der endete allerdings abrupt mit erreichen des Gold Bar Rim Trails. Der Trail führt über 300 Höhenmeter auf blankem Slickrock hinauf zur Abbruchkante der Mesa. Die 300hm, normalerweise problemlos zu bewältigen, entwickelten sich hier zur Tortur. Der Anstieg war so steil, daß er meist nicht zu fahren war, zumindest nicht bei dieser Hitze. Mein Tacho zeigte bis zu 50° C in der Sonne an, und so fühlte ich mich dann auch bald. Jede Gelegenheit zur kurzen Rast im Schatten wurde genutzt, und ich motivierte mich immer wieder damit, daß ich bald oben wäre und dort neben einer grandiosen Aussicht ein "endloser Singletrail" auf mich warten würde...
Als ich dann endlich oben war, stellte sich das allerdings bald als Trugschluß heraus. Zwar ist die Aussicht wirklich klasse, man blickt direkt hinab auf die nördliche Zufahrt nach Moab, die #191, hinüber zum Arches N.P. und später auf den Colorado und Moab selbst. Das entschädigt allerdings nur ein bißchen für das Folgende, was schlimmer nicht hätte sein können. In den Tourenbeschreibungen schwärmten die Biker immer von diesem Trail, der so viel Spaß mache wegen der vielen technischen Passagen. Das schreiben sie allerdings auch beim Porcupine Rim Trail, der mit der höchsten Schwierigkeitsstufe bewertet wird, und da trifft es allerdings auch zu. Hier war im Gegensatz zur Porcupine Rim für mich aber so gut wie gar nichts fahrbar. Vielleicht lag es an der Hitze, und bei kühleren Temperaturen, wenn man sich auch besser konzentrieren kann, wäre es besser gegangen, aber ich verfluchte den Trail und die Verfasser der Berichte unentwegt, denn die vielen Felsspalten und Stufen und das ständige Auf und Ab ließen es kaum zu, daß ich mehr als 10 Meter am Stück fuhr. Dazu reichte mein fahrerisches Können einfach nicht aus, zumal man, wenn man alleine unterwegs ist, auf keinen Fall zu viel riskieren sollte. Außerdem war der Trail sehr schlecht zu verfolgen, denn auf dem felsigen Untergrund war eine Fahrspur kaum zu erkennen, und die zur Kennzeichnung aufgemalten blauen Striche waren oft schlecht zu erkennen, so daß ich mich das ein oder andere Mal verfuhr.
So kann man sich natürlich vorstellen, daß meine Zeitplanung an diesem Tag ziemlich durcheinander geriet, und ich außerdem mit meinen 4 Litern Flüssigkeit, die ich dabei hatte, bald ziemlich haushalten musste. Nach der Hälfte der Kilometer hatte ich noch einen Liter übrig, und ich war bereits am vertrocknen. Die Zunge klebte am Gaumen, was nicht dadurch verbessert wurde, daß ich nur noch Orangensaftschorle dabei hatte, denn wenn der warm wird, klebt er alles zusammen... So schleppte ich mich also vorwärts, mehr zu Fuß als auf dem Rad, bis ich schließlich den Abzweig zum Portal Trail erreichte. 30km gefahren, noch mindestens 10 mehr, und ich hatte noch einen halben Liter Klebstoff zu trinken... Die eigentlich geplante Route über den Poison Spider Trail wurde kurzerhand gecancelt und ich entschied mich dafür, nochmal den Portal Trail zu nehmen. Das wollte ich ja eigentlich nicht noch mal, aber es wäre auf jeden Fall die kürzere Route, und ich wollte jetzt so schnell wie möglich ankommen, zumal ich schon jetzt über der vereinbarten Zeit war.
Kaum war ich weitergefahren, merkte ich, daß irgendwas nicht stimmte. Klar, mein Foto war weg! Das hatte mir natürlich gerade noch gefehlt, aber den wollte ich natürlich nicht liegen lassen, auch wenn es nur der kleine war. Ich erinnerte mich, daß ich bei der letzten Pause noch ein Foto gemacht hatte, also konnte es nicht so weit sein. Zum Glück fand ich ihn dann schnell wieder, aber die zusätzliche Anstrengung hätte auch nicht sein müssen! Schnell machte ich mich auf den Weg, vorbei ging es an den berühmten Schildern ("Dismount now. Three riders have died here."), natürlich wieder den Großteil der Strecke schiebend, bis ich endlich die Potash Road erreicht hatte. Ich hatte inzwischen den letzten Tropfen vernichtet und beschloss, hier an der Straße auf meinen Vater zu warten, der ja eigentlich hier entlang kommen musste. Als ich so mein Fahrrad über die Straße schob, sah ich plötzlich 100m weiter einen weißen Geländewagen umdrehen und wieder in Richtung Trailhead fahren. Das war er! Aber alles winken half nichts, er sah mich nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig, als die letzten Kräfte zu mobilisieren und ihm die paar Meilen zum Trailhead hinterher zu fahren. Immerhin lag die Straße jetzt im Schatten, und so kam ich dann doch schnell vorwärts, immer eine Flasche Wasser vor Augen :-) Als ich dann schließlich ankam, etwa 1 1/2 Stunden später als gedacht, war ich fix und fertig. Erstmal einen Liter Milch in mich reingeschüttet, einen Kanister Wasser über den Kopf, und dann schnellstens zurück auf den Campingplatz zum Duschen. Das Abendprogramm - Sonnenuntergang bei den Klondike Bluffs - war ersatzlos gestrichen... Eindeutiges Fazit: nie mehr auf die Poison Spider Mesa! Zumindest nicht im Sommer...