Coyote Gulch

[Juni 2007]
































 Grand Staircase Escalante N.M.
 Coyote Gulch 2017

Seit ich vor einiger Zeit von dieser Wanderung gelesen hatte, stand fest, daß wir die auch irgendwann in eine Tour einbauen mussten. Fast immer ist von der "schönsten Canyonwanderung überhaupt" oder ähnlichem die Rede, und ob das stimmt, muß man natürlich einmal selbst überprüfen!
Der Coyote Gulch ist ein für diese Gegend typischer Wüsten-Canyon und Teil der sogenannten Escalante River Drainage. Er liegt eigentlich nicht mehr im GSENM, sondern in der angrenzenden Glen Canyon NRA, wird jedoch über die Hole-In-The-Rock-Road im GSENM erreicht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Wanderung durchzuführen, von der West- oder der Ostseite her, eine Teilstrecke an einem Tag, oder die ganze Strecke verteilt auf mehrere Tage. Da für uns eine mehrtägige Backpacking-Tour eher nicht in Frage kommt, entschieden wir uns für die Tageswanderung mit dem "normalen" Einstieg am Crack-In-The-Wall in der Nähe des Zusammenflusses von Coyote Gulch und Escalante River und dem Ausstieg in der Nähe des Jacob Hamblin Arch. Der Trailhead für diese Variante befindet sich am Ende der Forty-Mile-Ridge-Road, die nach 36 Meilen von der HITRR nach Osten abzweigt. Dann geht es noch ca. 6 Meilen bis zum Trailhead über üble Waschbrett-Passagen und z.T. durch tiefen Sand. Wie der Honda Civic, den wir am Trailhead stehen sahen, das geschafft hat, weiß ich nicht...

Crack In The Wall

Wir brachen jedenfalls früh in Escalante auf und erreichten nach rekordverdächtigen 1 1/4 h den Trailhead. Einige Autos befanden sich schon hier, aber die Leute waren bereits alle unterwegs. Nachdem wir die Rucksäcke gepackt, Sonnencreme aufgetragen, uns ins Trailhead Register eingetragen und die GPS-Koordinaten des Parkplatzes aufgenommen hatten (wichtig für den Rückweg, nicht unbedingt einfach zu finden!), konnte es gegen 8 Uhr losgehen!
Zunächst führt ein sandiger Pfad, teils auch über Slickrock, ca. 2,5km bis zum Canyonrand. Der Weg ist mit Steinmännchen gekennzeichnet und leicht zu verfolgen, aber recht mühsam. Relativ unvermittelt erreicht man dann den Rand, wo sich einem erstmal ein sagenhaftes Panorama über die Canyons des Escalante bietet. Direkt gegenüber sieht man den Stevens Arch, einen gigantischen Felsbogen von ca. 67m Durchmesser (es soll wohl der achtgrößte Arch der Welt sein). Links im Vordergrund befindet sich eine riesige Sanddüne, auf der ein schmaler Pfad hinab in den Canyon führt. Doch wie erreicht man die Düne? Es gibt nur eine Möglichkeit, nämlich durch den schmalen Spalt namens Crack-In-The-Wall, der sich hier im Boden auftut. Schon der Einstieg ist nicht ganz einfach, da es erstmal etwa 2,5m hinuntergeht, die Rucksäcke muß man separat hinunterreichen, und dann folgen ca. 20m, die man sich seitwärts im Spalt entlangschieben muß. Doch dann hat man es geschafft, und man steht oben auf der Sanddüne. Der Weg hinab ist zwar lang, aber abwärts geht es schnell, zum Glück muß man da später nicht mehr hoch...
Nachdem man den gigantischen elefantenförmigen Felsen erreicht hat, den man schon vom Rand aus gesehen hat, zweigt nach rechts ein Pfad ab, der um den Felsen herumführt und am Ende einen Blick von hoch oben hinab auf den Escalante River bietet. Der Stevens Arch ist von hier aus leider halb verdeckt, so daß sich der kurze Abstecher nicht wirklich lohnt. Lieber sollte man zügig weiter abwärts gehen, bis man den Canyonboden erreicht.
Nach einer kurzen Rast im Schatten, bei der wir die Wanderschuhe gegen Trekkingsandalen tauschten, ging es los. Schon nach der nächsten Biegung ging es zum ersten Mal in den Bach, und so sollte es dann auch den allergrößten Teil der Wanderung bleiben. Zwar gibt es gelegentlich Sandbänke, über die man gehen kann, ein schmaler Pfad schlängelt sich durch das Gebüsch, oder man muß einen Wasserfall umgehen, indem man vorher seitlich die Böschung hinaufkraxelt, doch das Gehen im lauwarmen Wasser ist bei weitem am angenehmsten, denn das erfrischt und man ermüdet nicht so schnell.
Was nun folgt, ist wirklich nur mit Worten wie "idyllisch", "paradiesisch" oder einfach nur "wunderschön" zu bezeichnen. Die roten, steil aufragenden Felswände im Kontrast mit den grünen Pflanzen, das plätschernde Wasser, alles zusammen ergibt eine sensationelle Wanderung. Gleich zu Beginn trifft man auf ein paar kleine Wasserfälle oder besser Kaskaden, die man auf der linken Seite umgehen kann. Teilweise hat der Bach auch die steilen Felswände unterspült und sogenannte Alcoves geschaffen, die im indirekten Licht geradezu glühen. So schlängelt sich der Bach durch den Canyon, nach jeder Biegung gibt es wieder Neues zu entdecken, und es wird nie langweilig. Zwar war es zu der Jahreszeit natürlich relativ heiß, doch durch das ständige Gehen im Wasser war auch das überhaupt kein Problem. Man muß nur aufpassen, daß man nicht - so wie wir - einen kräftigen Sonnenbrand auf den Füßen verpasst bekommt, da man entweder vergessen hat sie einzucremen oder das Wasser die Sonnencreme wieder abwäscht...

Cliff Arch

Nach ein paar Meilen erreicht man dann den ersten der drei großen Felsbögen, die es hier im Canyon gibt. Der Cliff Arch wird zwar meist als relativ unspektakulär bezeichnet, wir fanden ihn jedoch sehr imposant. Er ist schon von weitem zu erkennen, wie ein riesiger Henkel an einer Kaffeekanne "klebt" er an der Canyonwand. Kurz darauf folgt der nächste Wasserfall und im Anschluß eine kurze Kletterpartie durch ein Gewirr von großen Felsbrocken und tiefen Wasserlöchern. Wenig später machten wir eine Mittagsrast, auf einer Sandbank konnten wir prima auf einem umgestürzten Baumstamm im Schatten ausruhen. Hier begegneten wir auch einem der wenigen Tiere, die wir im Canyon sahen, einer recht großen Schlange. Was für eine konnte ich nicht ausmachen, denn sie verschwand recht schnell wieder im Gebüsch. Ansonsten bekamen wir nur ein Squirrel, ein paar Lizards und Kaulquappen zu sehen. Unweit dieser Stelle befindet sich wohl auch ein kurzer Seitencanyon mit einem Teich am Ende, der sich gut zum Baden eignet, doch erstens verpassten wir den Abzweig und zweitens hörten wir dann lautes Geschrei aus dieser Richtung und waren froh, die Jugendgruppe, der wir schon früher begegnet waren, dadurch überholt zu haben.

Coyote Natural Bridge

Nächstes Highlight ist die Coyote Natural Bridge, die recht plötzlich vor einem auftaucht. Wie ein gigantischer Torbogen überspannt sie den Bach, so daß man durch die schätzungsweise 10 Meter hohe Öffnung hindurchgehen muß. Ein sehr beeindruckender Bogen, von dessen Größe ich recht überrascht war, da er wie ich finde auf Fotos wesentlich kleiner wirkt. Und auch im weiteren Verlauf bleibt der Canyon wunderschön, teils verläuft der Fluß direkt an der zig Meter hohen Felswand, teils watet man im Wasser durch hohe "Schachtelhalm-Wiesen", es gibt viele Bäume und damit Schatten. Schließlich erreicht man einen kleinen Durchbruch im Gestein, wo sich der Fluß eine Abkürzung geschaffen hat, sein früheres Bett verläuft in weitem Bogen um die Felswand herum. Und direkt dahinter folgt schon das nächste Highlight, eine Serie kleiner Pools und Kaskaden, geradezu ein Paradies für Fotografen. Dummerweise hatte uns die Jugendgruppe inzwischen wieder überholt und sich hier zum Baden breitgemacht. Zum Glück blieben sie aber nicht lange, und so hatten wir diesen Ort bald für uns alleine. Bestimmt eine Stunde verweilten wir hier, rasteten im Schatten der Felswand, und schossen Fotos ohne Ende. Mit der Zeit schob sich der Schatten langsam weiter, so daß die Kaskaden bald komplett im Schatten lagen und die Bedingungen immer besser wurden. Doch da wir ja noch den Aufstieg und den langen Weg zurück zum Auto vor uns hatten, mußte wir uns irgendwann von dieser Traum-Location trennen und das letzte Teilstück bis zum Jacob-Hamblin-Arch in Angriff nehmen. Dieser Abschnitt war wegen der turmhohen Felswände und der recht fortgeschrittenen Uhrzeit bereits sehr schattig, so daß die Felswände wunderschön im indirekten Licht leuchteten und sich wieder viele schöne Fotomotive ergaben.

Jacob Hamblin Arch

Gegen 17.30 Uhr erreichten wir schließlich den Jacob Hamblin Arch, ein wahrlich gigantischer Felsbogen. Hier trafen wir wieder auf die Jugendlichen, die es sich im Schatten der Felswand bequem gemacht hatten und hier ihr Nachtlager aufschlugen, bevor sie dann gleich morgen früh ebenfalls hier aus dem Canyon aussteigen wollten. Nachdem ich noch einige Fotos des Arches aus verschiedenen Perspektiven gemacht hatte, teils sehr schwierig wegen des Gegenlichtes durch den Arch, machten wir uns dann bereit für den Aufstieg. Sandalen aus, Wanderschuhe wieder an, alles gut verpackt, und los ging es.

Die Ausstiegsroute

Der Einstiegspunkt war gut zu finden, kurz vor dem Arch, wo es links hinaufgeht auf ein größeres erhöhtes "Uferplateau", auf dem es wohl auch die berühmten "Open-Air-Toiletten" gibt, von denen in anderen Berichten die Rede ist :-) Von unten sieht der Winkel des Abhanges erstmal gar nicht so schlimm aus, doch einfach wurde es ganz und gar nicht. Der Sandstein an dieser Stelle ist nicht besonders griffig, und man muß höllisch aufpassen, nicht abzurutschen, wie mein Vater, der einmal 2-3 Meter abrutschte und sich ein paar Hautabschürfungen zuzog. Zum Glück war das noch ganz am Anfang, sonst hätte das ganz übel ausgehen können. Es reichte jedoch aus, um eine Art Blockade auszulösen, so daß er anschließend riesige Probleme hatte, wieder den Einstieg zu finden und sich auch weiterhin sehr schwer tat. In weiser Voraussicht hatten wir ein dünnes Seil mitgenommen, und so konnte ich von einem Absatz weiter oben seinen Rucksack heraufziehen, so daß er es einfacher hatte, das Gleichgewicht zu halten. Dieser steile erste Abschnitt ist meines Erachtens nichts für schwache Nerven und man muß schon sehr trittsicher sein und darf keinerlei Höhenangst haben, sonst kann die Kletteraktion ziemlich ins Auge gehen. Ich kam zwar schneller vorwärts, hatte an manchen Stellen jedoch auch sehr zu kämpfen, um einen Weg von einem schmalen fußbreiten Absatz hinauf auf den nächsten zu finden und nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Nach etwa 2/3 erreicht man einen etwas breiteren Absatz, bevor es dann an das relativ einfache letzte Stück geht. Hier wird es etwas flacher, und man steigt in einem schmalen Einschnitt hinauf, der viele Möglichkeiten zum festhalten bietet. Nachdem mein Vater es dann auch bis hierher geschafft hatte, ging es dann wieder etwas schneller, doch alles in allem nahm unser Aufstieg beinahe 2 Stunden in Anspruch (man kann es schätzungsweise in 1/2 Stunde schaffen)... Aber mal ganz ehrlich: den meisten 65jährigen würde man so eine Aktion von vorneherein nicht zutrauen :-)
Nichtsdestotrotz brachte das unsere Zeitplanung natürlich gewaltig durcheinander, denn als wir dann schließlich oben standen, machte sich die Sonne schon langsam bereit zum Untergang. Und wir hatten ja noch etwa 3,5km (Luftlinie) Querfeldein-Wanderung vor uns, um das Auto zu erreichen! Zu allem Überfluß hatten wir bei der mühsamen Kletterei unsere Wasservorräte bis auf eine halbe 1/2-Liter-Flasche aufgebraucht. Das konnte ja heiter werden... Aber es half alles nichts, nach kurzer Pause mussten wir weiter. Und es geht nicht nur einfach geradeaus, sondern auf und ab, über Slickrock-Hügel, durch Sandlöcher, um kleine tiefe Senken herum, ein Stacheldrahtzaun stand auch noch im Weg herum, kurz: es war absolut besch...en! Hier kommt auch das GPS ins Spiel, denn ohne das Auto anpeilen zu können, wäre es noch viel schwieriger geworden. Der Rückweg dauerte dann auch wieder 1 1/2 Stunden, und gegen 21.30 Uhr erreichten wir im Dunkeln endlich das Auto, und zwar absolut fix und fertig! Aber - es hat sich gelohnt! Es war wirklich eine sagenhaft schöne Wanderung, deren elendes letztes Teilstück den Gesamteindruck nur geringfügig schmälern kann :-)
Nachdem wir uns literweise Wasser in die Kehle geschüttet hatten, machten wir uns auf den Rückweg nach Escalante. Jetzt konnten wir es etwas ruhiger angehen lassen als heute morgen, zumal ich die vielen kleinen Squirrels nicht umfahren wollte, die immer wieder über die Straße rannten. Und die Restaurants in Escalante haben um diese Zeit sowieso schon alle zu. So ließen wir den Tag auf der Veranda des Circle D Motel bei selbstgemixtem Radler ausklingen, während wir den Tag Revue passieren ließen. Eines war schon klar - für die Neon-Canyon-Wanderung, die wir für den nächsten Tag geplant hatten, hatten wir nicht mehr genug Energie, die würde leider (wieder) ausfallen müssen...

Fazit

Alles in allem eine absolute Spitzenwanderung! Wenn man das Ganze nur als Tageswanderung ohne Übernachtung machen will, würde ich diese Strecke schon empfehlen, man muß sich nur im Klaren sein, daß der Aufstieg beim Jacob Hamblin Arch nichts für schwache Nerven und sehr gefährlich ist, und dort einzusteigen, wie es manche wohl auch machen, würde ich schon gar nicht empfehlen. Ich fand den Abschnitt zwischen der Coyote Bridge und dem Jacob Hamblin Arch mit am schönsten, und den würde man z.B. bei einer Wanderung von Crack In The Wall bis zur Bridge und zurück verpassen, und außerdem muß man dann die hohe Sanddüne wieder hoch... Es muß also jeder selbst mit sich ausmachen, welche Variante er wählt und ob er sich den Aufstieg zutraut. Ansonsten wird man wirklich kaum eine schönere Canyonwanderung finden!