Reisebericht > Kanada West/USA 2016

Zehn Jahre nach der ersten Tour in dieser Gegend standen dieses Jahr wieder der pazifische Nordwesten und die kanadischen Rocky Mountains auf dem Programm. Ausgangspunkt war einmal mehr Seattle, und während die primären Hauptattraktionen natürlich bereits feststanden - die Nationalparks Jasper, Banff, Mt. Rainier, Olympic und North Cascades sowie die Städte Seattle und Vancouver - war bis kurz vor Abfahrt nicht so ganz klar, wie die Route genau verlaufen sollte, da das Ziel natürlich war, alles bei möglichst gutem Wetter zu sehen. Und so entschieden wir uns dazu, zuerst nach Kanada zu fahren, da hier eine Woche lang nur bestes Wetter zu erwarten war.
Von Seattle aus ging es direkt nach Vancouver, wo wir uns auf dem lauten und teuren Capilano River Campground direkt neben der Lion´s Gate Bridge einnisteten und uns dann zwei Tage lang den Attraktionen Vancouvers widmeten, vom Stanley Park über Kitsilano Beach und Granville Island zum hochinteressanten Museum Of Anthropology. Anschließend führte unsere Route durch die Coast Mountains über Whistler und die mäßig interessanten Brandywine Falls und Nairn Falls Provincial Parks nach Kamloops und weiter in den Wells Gray Provincial Park. Neben den berühmten Helmcken Falls gibt es hier noch viele weitere fasziniernde Wasserfälle, wobei uns besonders Spahats Falls und Dawson Falls gut gefielen.
Wir hatten geplant, anschließend etwa 10 Tage in den Rocky Mountains zu verbringen und Jasper, Banff, Yoho und Kootenay N.P. auf vielen Wanderungen ausführlich zu erkunden. In Jasper konnten wir noch einiges unternehmen, v.a. die großartige Wanderung in die Cavell Meadows und die Fahrten entlang der Maligne Canyon Road (inklusive Schwarzbären auf und neben der Straße!) und zu Patricia Lake und Pyramid Lake. Wo wir auch hinkamen, die Seen waren meist spiegelglatt und hier in den Rockies waren die Herbstfarben auf dem Höhepunkt - zum Glück waren wir schon jetzt nach Kanada gekommen und nicht erst in der zweiten Hälfte des Urlaubs!
Doch nach fast einer ganzen Woche strahlendem Sonnenschein ging es nun rapide Abwärts mit dem guten Wetter. Auf unserem Weg entlang des Icefields Parkway nach Süden wurde es immer kälter und das Wetter immer schlechter. Zwar gab es auch noch viele sonnige Abschnitte, aber es regnete jetzt immer öfter, und die Übernachtungen unterwegs auf den wenigen noch offenen Campgrounds waren nicht besonders gemütlich. Zum Glück gibt es auf den kanadischen Campingplätzen öffentliche Hütten, in denen man sich aufhalten und kochen kann! Nach ein paar durchwachsenen Tagen (Schneegestöber am Peyto Lake…) entlang des Icefields Parkway kamen wir nach Lake Louise, wo wir eigentlich die meisten Wanderungen hatten machen wollen. Besonders auf das Larch Valley hatte ich mich gefreut, und von unten aus dem Tal konnte man schon sehen, dass die Lärchen alle gelb gefärbt waren. Doch daraus wurde dann überhaupt nichts, denn abgesehen vom Wetter und unseren Erkältungen, die wir schon den ganzen Urlaub mit uns herumschleppten, war hier seit September eine Party-Of-4-Policy für die meisten Wanderungen in Kraft, d.h. wegen der großen Gefahr durch Grizzlys rund um den Moraine Lake darf man nur mit mindestens vier Personen auf den Wanderwegen unterwegs sein. Das machte uns dann einen großen Strich durch die Rechnung, denn in unserem kränkelnden Zustand waren wir ziemlich langsam unterwegs und wussten zudem auch gar nicht, ob wir bei der jeweiligen Wanderung auch das Ziel erreichen würden, so dass wir uns nicht vorstellen konnten, irgendjemanden zu finden, der mit uns wandern wollte. Da es in Lake Louise nicht ein einziges Bed&Breakfast gibt und das Hostel schon ausgebucht war, beschlossen wir, eine letzte kalte Nacht im Zelt zu verbringen, nachdem es uns gelungen war, für die darauffolgenden zwei Nächte ein bezahlbares B&B-Zimmer in Banff zu reservieren.
Dort gönnten wir uns dann einen Tag Pause, während draußen 5cm Schnee fielen, nutzten die Zeit für die Laundry und besuchten am späten Nachmittag noch den Johnston Canyon. Am nächsten Tag war das Wetter wieder besser, aber an irgendwelche Wanderungen war jetzt nicht mehr zu denken, denn in den höheren Lagen lag knietief der Schnee. Also fuhren wir noch zu den Vermillion Lakes sowie Tunnel Mountain Drive und Lake Minnewanka Drive ab, bevor wir dann in Richtung Kootenay N.P. aufbrachen. Hier konnten wir immerhin mal wieder ein bisschen wandern, nämlich den Stanley Glacier Trail, der bei Sonnenschein sicher noch schöner gewesen wäre. In Radium gönnten wir uns dann ein Bad in den historischen – aber leider ziemlich heruntergekommenen – Hot Springs, bevor es dann zurück in die USA ging.
Mit kleinem Umweg über Grand Coulee und Steamboat Rock S.P. kamen wir in die North Cascades, um endlich einmal dem dortigen Nationalpark einen Besuch abzustatten. Noch schüttetete es wie aus Eimern, doch man konnte sich auf den Wetterbericht verlassen, und am nächsten Tag lichteten sich der Nebel und die Wolken, und wir konnten die großartige Wanderung auf den Cascade Pass unternehmen, und zwar zur „Peak Foliage“ – die Laubfärbung war genial und die Aussicht auf die schroffen Berge ringsum atemberaubend! Als nächstes stand Mt. Rainier auf dem Programm. Auch dort empfingen uns wunderbare Herbstfarben, und vor allem in Paradise leuchteten die Beerensträucher dunkelrot. Bei strahlendem Sonnenschein wanderten wir durch die bunte Landschaft auf dem Skyline Trail zum Panorama Point, von wo aus man ein 360° Panorama mit Mt. Rainier, Mt. Adams, Mt. Hood und Mt. St. Helens bewundern konnte. Besser konnte es gar nicht werden!
Leider kam dann auch der Regen zurück, so dass wir auf der anderen Seite des Berges in Sunrise überhaupt nichts sehen konnten, und so folgten wir wieder der Wettervorhersage in Richtung Olympic N.P., wo wir die folgenden vier Tage wieder strahlenden Sonnenschein genossen. Zunächst ging es hinauf auf die Hurricane Ridge und zum Wandern zum Obstruction Point, außerdem natürlich zu den berühmten Stränden mit tollen Sonnenuntergängen am Second Beach und Ruby Beach. Und auch die herbstlichen Farben im Hoh Rain Forest waren toll, auch wenn es dort ganz und gar nicht regnerisch, sondern ziemlich trocken war.
Und dann mussten wir auch schon wieder zurück in Richtung Seattle fahren, wo wir noch zwei Tage verbringen wollten. Highlight hierbei war die "Future Of Flight"-Tour durch die Werkshallen von Boeing in Mukilteo – absolut faszinierend, wie hier in der vom Volumen her größten Halle der Welt die Baureihen 747, 767, 777 und 787 gleichzeitig produziert werden! Nach ausgedehnten Besuchen des Seattle Center mit Fahrt hinauf auf die Space Needle sowie des Pike Place Market und einiger Aussichtspunkte war es dann Zeit, unseren Jeep Cherokee wieder abzugeben und die Rückreise anzutreten. Trotz aller Widrigkeiten war es letztendlich doch wieder ein wunderschöner Urlaub, auch wenn unsere Aktivitäten doch etwas eingeschränkt waren und oft nicht viel mehr als das „Standard-Programm“ mit Abfahren der Scenic Drives möglich war.