Reisebericht > USA Südwest 2015

Neues Jahr, neue USA-Reise: nach 4 Jahren ging es endlich mal wieder in den Südwesten, diesmal mit meiner Freundin, für die es zwar nicht das erste Mal USA war, aber das erste Mal in dieser Gegend. Dementsprechend stellten wir uns ein Programm zusammen, das ein bisschen von allem enthielt: natürlich die ganz großen Highlights, die man einfach mal gesehen haben muß, also hauptsächlich die Nationalparks (die ich ja alle kenne, aber wo ich natürlich auch noch einiges auf meiner Wunschliste hatte), aber auch ein paar kleinere Perlen, wie Yant Flat, Snow Canyon oder auch Recapture Pocket. Auch vom Wetter her versprach es dieses Jahr interessant zu werden, nachdem man ja so einiges gehört hatte, was El Nino betraf. Und wir wurden nicht enttäuscht :-)
Los ging es mal wieder in Phoenix, zuerst über Lost Dutchman und den Apache Trail nach Sedona. Eigentlich wollte ich ja immer mal im Herbst in den West Fork Oak Creek Canyon, aber leider ließ sich die Wanderung nicht optimal mit der besten Laubfärbung abstimmen, zumal der Herbst meines Erachtens dieses Jahr im Südwesten allgemein ziemlich spät dran und auch nicht besonders bunt war. Aber auch mit grünen Bäumen war es richtig schön hier, wenn auch nicht so spektakulär wie erwartet.
Weiter ging es zum Grand Canyon, wo wir schon vor Sonnenaufgang zur Wanderung am Rim entlang der Hermit Road aufbrachen und einen tollen Sonnenaufgang genossen. Dann zum Monument Valley (Hurra, der Campingplatz wurde endlich wiedereröffnet, man kann jetzt wieder sein Zelt mit Aussicht am Rim aufstellen – einfach genial :-), Valley of the Gods, Goosenecks und zur Recapture Pocket, einer ziemlich abgelegenen Gegend mit vielen verrückt geformten Hoodoos. Hier wurde unser Auto, ein nagelneuer Nissan Rogue, gleich mal richtig gefordert, denn die Straße war durch Regenfälle ein paar Tage vorher an einigen Stellen ziemlich ausgewaschen. Aber mit Allradantrieb und ein bisschen Straßenbau ging auch das ganz gut und wir fanden ein wunderbares einsames Plätzchen für unser Zelt, von dem aus ich auch schnell nachts und zum Sonnenaufgang zum Fotografieren losziehen konnte.
Es folgte das für mich große Highlight – unser Backpacking-Trip im Needles District. Wir hatten uns extra vorher mit allem ausgestattet, was man dafür so braucht – entsprechende Rucksäcke, Ultraleichtzelt, kleine leichte Isomatten und Schlafsäcke -, und es hat sich gelohnt! Wenngleich es eine deutlich schwierigere Wanderung war als gedacht… Wir brachen vom Elephant Hill Trailhead auf, stiegen hinab in den Elephant Canyon und folgten ihm bis zu unserer Campsite EC3. Dort ließen wir unsere Campingausrüstung zurück und marschierten mit leichtem Gepäck weiter bis zum Druid Arch – oder besser „kletterten“, denn mit Wandern hatte das zumindest auf den letzten 1-2km nicht mehr allzuviel zu tun... Für nicht so trittsichere Leute ist das wirklich heftig! Und dementsprechend dauerte es auch sehr lange, und wir schafften es auch gar nicht mehr rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Also „musste“ ich natürlich morgens früh wieder losziehen und zum Sonnenaufgang nochmal zum Arch, aber auch diesmal durfte ich ihn nicht in der Sonne erleben, denn um diese Jahreszeit wird er erst weit nach Sonnenaufgang von der Sonne angestrahlt. Schön war es trotzdem! Dann ging es weiter auf einem noch heftigeren „Weg“ wieder aus dem Elephant Canyon heraus zum Chesler Park, wieder mit viel Kletterei, aber dafür stets mit fantastischer Aussicht. Dann durch den Chesler Park und zurück zum Trailhead, wo wir nach insgesamt etwa 27km mit geschundenen Füssen ankamen.
Dann ging es nach Moab, wo wir für 3 Tage campten und uns natürlich Arches und Canyonlands ausführlich zu Gemüte führten, bevor dann nach immerhin einer Woche Sonnenschein der große Wetterumschwung kam. 5 Tage Regenwetter waren vorhergesagt, und so cancelten wir nach einigem Hin und Her die nächsten Etappen (San Rafael Swell, Goblin Valley, Capitol Reef, Escalante…) und entschieden uns dafür, an einem Tag durch die komplette Unwetterfront hindurch bis nach Las Vegas zu fahren, wo es ab dem übernächsten Tag wieder schön sein sollte. 850km fuhren wir von einem Unwetter ins nächste, über Geröll und Schotter auf der teils überspülten Autobahn, bis wir dann kurz vor Sonnenuntergang mit dem letzten Unwetter in Las Vegas ankamen – und wir konnten ein großartiges Schauspiel von einer Anhöhe neben der Interstate aus beobachten - unten im Tal die Skyline von Las Vegas, rundherum schwarze Unwetterwolken, Sonnenstrahlen, eine riesige Regenwand, die die Stadt nach und nach verschluckte, Blitze und schließlich abartiger Regen und Hagel, der uns zunächst unter eine Brücke fliehen ließ, bevor wir dann plötzlich wie aus dem nichts unter sternenklarem Nachthimmel in die Stadt fuhren, in der überall noch tiefe Wasserpfützen auf den Straßen standen.
Hier erfuhren wir dann auch, dass die Unwetter im Death Valley mächtig Schaden angerichtet hatten und alle Zufahrtsstraßen gesperrt waren. Und jetzt? Erstmal für zwei wunderschöne Tage ins verschont gebliebene Valley Of Fire, bis zumindest einige der Straßen wieder offen waren, und anschließend durch Wüstengebiete, in denen breite schlammige Bäche neben und über die Straßen flossen, Richtung Death Valley. Ein faszinierender Anblick! Sogar am Amargosa Opera House stand überall noch das Wasser, und im Death Valley selbst war der ganze Talboden überschwemmt. Aber auch wenn die Badwater Road und die Straße nach Scotty´s Castle geschlossen waren, gab es hier noch viel zu tun. Bei tollem Wetter mit angenehmen Temperaturen besuchten wir z.B. Mosaic Canyon oder Titus Canyon, welcher überraschenderweise offen und sehr gut zu befahren war. Und wir wanderten endlich mal in die Dünen, was ich auch schon immer mal hatte machen wollen! Ein spitzenmäßiges Ersatzprogramm also, auch wenn es diesmal nicht möglich war, zum Racetrack zu fahren oder auf den Salzflächen herumzuspazieren.
Anschließend ging es wieder zurück nach St. George, wo es auch für mich wieder ein paar schöne neue Sachen zu bestaunen gab – vor allem Yant Flat wollte ich schon lange einmal besuchen. Die Straße war hervorragend gepflegt, wir fanden eine tolle Campsite unweit des Trailheads, und auch der Trail selbst ist mittlerweile so breit und gut markiert, dass man eigentlich nichts falsch machen kann, und so konnte ich mich zu Sonnenunter- und -aufgang hier austoben. Aber auch Snow Canyon nebenan gefiel uns außerordentlich gut, auch wenn hier der Campingplatz leider schon voll war.
Danach standen zwei Tage Zion auf dem Programm, wobei vor allem die großartige Wanderung zum Observation Point zu erwähnen ist, die uns und unseren Knien zuvor ziemlichen Respekt eingeflößt hatte, aber letztendlich doch sehr gut zu bewältigen war. Die Aussicht war einfach gigantisch – faszinierend, wie klein da selbst Angel´s Landing weit unten im Tal erscheint! Und auch die Emerald Pools waren nach den letzten Regenfällen sehr schön. Weiter ging´s mal wieder zum Bryce Canyon, wo wir eine eisige Nacht im Zelt verbrachten und eine tolle Wanderung durch das Amphitheater machten. Der erhoffte Full Moon Hike fiel leider aus, vom Mond war leider nichts zu sehen.
Leider gab es dann noch einen kompletten Regentag in Kanab, der aber zumindest von einem großartigen Sonnenuntergang in den Coral Pink Sand Dunes gekrönt wurde. Und am vorletzten Tag gelang es uns dann, Tickets für die Coyote Buttes North zu gewinnen! Am Tag zuvor hatten wir es schon einmal vergeblich versucht, aber beim zweiten Versuch wurde unsere Nummer gezogen, und wir freuten uns wie die Schneekönige! Zumal nach den ausgiebigen Regenfällen die Chancen gut standen, daß es viele wassergefüllte Potholes geben oder sogar Wasser direkt in der Wave stehen könnte – und so war es dann auch! Der Trailhead war nicht ganz einfach zu erreichen, da die House Rock Valley Road ziemlich ausgewaschen war, aber es klappte dann doch ganz gut. Wir campten am Stateline Campground, brachen schon vor Sonnenaufgang auf und sahen bis zur Mittagszeit keine anderen Wanderer, und so konnte ich mich ungestört mit der Kamera austoben :-) Überall war Wasser, es ging kaum Wind, und ich konnte unzählige Spiegelungen fotografieren – einfach fantastisch! Nach fast 11 Stunden waren wir dann zum Sonnenuntergang wieder zurück am Trailhead. An diesem Abend mussten wir noch bis Flagstaff fahren, und am nächsten Tag ging es schon wieder zurück nach Phoenix und ab nach Hause, was für ein fantastischer Abschluss also für einen insgesamt großartigen Urlaub!