Reisebericht > Alaska & Yukon 2012

Schon seit einigen Jahren hatten wir immer mal wieder überlegt, einmal eine Alaska-Tour zu machen, es aber immer wieder verworfen. Jetzt im Nachhinein muß man sich fragen, warum wir es so lange vor uns hergeschoben haben - die Reise war absolute Weltklasse! Faszinierende Landschaft, die jetzt im Herbst in grellen Farben leuchtete, unglaublich viele Tiere, teilweise aus nächster Nähe auch beim Wandern, und zu allem Überfluss bei großteils richtig gutem Wetter - was will man mehr!
Der Auftakt war allerdings nicht allzu gut - bei Ankunft in Anchorge fing es erstmal zu regnen an, und es hörte auch nicht auf, bis wir am nächsten Tag im Denali National Park ankamen. Hier waren eigentlich vier Nächte Camping geplant, die wir aber auf zwei verkürzten, denn es war feucht und kalt - die Wolken hingen teilweise bis in die Täler, und von den Bergen war nicht allzu viel zu sehen, geschweige denn vom Mount McKinley. Aber zumindest regnete es fast nicht, die Sonne fand doch ab und zu einen Weg durch die Wolken, und so war es doch ganz schön hier, wegen der unglaublichen Tundra-Farben und vor allem wegen der viele Tiere. Am Eielson Visitor Center hatten wir dann auch gleich mal eine Begegnung mit einem Grizzly, der auf dem Tundra Loop Trail plötzlich über einen Hügel auf uns zukam, sich aber zum Glück mehr für seine Beeren als für uns interessierte. Und das war nur einer von gleich elf Grizzlys, die wir an diesem Tag beobachten konnten! Am letzten Tag kam dann morgens richtig die Sonne raus, und wir durften sogar endlich einen beinahe wolkenfreien Blick auf DEN BERG werfen!
Vielleicht hätten wir doch noch einen Tag bleiben sollen, doch im Nachhinein war es ganz gut, daß wir früher nach Osten in Richtung Yukon aufbrachen, denn das Wetter wurde jetzt stetig besser und wir hatten ein paar wunderschöne sonnige Tage im Yukon. Grandios war die Fahrt über den Taylor Highway nach Chicken und weiter über den Top of the World Highway bis Dawson City - eine unglaubliche Strecke durch endlose bunte Wälder, mit wahnsinniger Aussicht über Hügel- und Bergketten, die sich in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckten. Und dann mein absolutes Highlight der Reise, die Fahrt auf dem Dempster Highway bis zum Polarkreis. 400km Schotterpiste - übrigens in ausgezeichnetem Zustand - durch eine faszinierende Landschaft, vor allem im Tombstone Park mit seinen wilden gezackten Bergketten, der sich uns am ersten Tag bei strahlendem Sonnenschein und am dritten Tag nach einer stürmischen Nacht mit weiß beschneiten Bergspitzen präsentierte. Einfach wunderschön! Riesiges Glück hatten wir dann bei der Reifenpanne, die uns nur wenige Kilometer von der einzigen Werkstatt in Eagle Plains etwa bei Kilometer 370 ereilte. Mit dem Notrad rechts hinten machten wir uns also auf den Weg nach Eagle Plains, als dann auch noch der vordere rechte Reifen seinen Geist aufgab... Wir schafften es aber trotzdem bis zur Werkstatt, liessen beide Reifen flicken, und weiter ging es zum Polarkreis. Soviel Glück muß man erstmal haben!
Danach ging es auf dem Klondike Highway nach Whitehorse und weiter bis zur Grenze am White Pass. Eigentlich war geplant, mit der Fähre von Skagway nach Haines zu fahren, aber das Wetter an der Küste sollte so mies sein, daß wir lieber wieder auf dem Landweg zurückfuhren. Doch hier war es auch nicht besser, und in Haines Junction und dem Kluane National Park regnete es dermaßen, daß wir schleunigst Reißaus nahmen und uns auf den Weg zurück nach Norden Richtung Alaska machten - hier fuhren wir einen ganzen Tag lang auf dem Alaska Highway durch übelstes Schneegestöber, bis wir dieses scheußliche Wetter endlich hinter uns hatten. Dann durchquerten wir die wunderschön verschneite Alaska Range, bis wir bei strahlendem Sonnenschein auf der anderen Seite wieder herauskamen und Mt. Sanford und Mt. Drum vor uns aufragen sahen, die beiden gigantischen Berge am nordwestlichen Rand der Wrangell Mountains. Was für ein Anblick! Und es wurde noch besser, denn jetzt ging es nach McCarthy, dem winzigen Ort am Ende der McCarthy Road im Wrangell-St.Elias National Park. Hier fanden wir noch ein einfaches, aber gemütliches Zimmer in der urigen Kennecott View Lodge, so richtig mit Holzofen im Zimmer und Klohäuschen hinter dem Haus. Am nächsten Tag folgte ein weiteres Highlight der Reise, die halbtägige Gletscherwanderung auf dem Root Glacier mit St.Elias Guides. Mal wieder bei strahlendem Sonnenschein waren wir an diesem Tag die einzigen Teilnehmer, stapften mit Steigeisen bewaffnet auf dem Gletscher herum und wurden zu den schönsten Stellen geführt. Eine tolle Tour, die großen Spaß gemacht hat, und die wir nur empfehlen können! Ebenfalls interessant war die anschließende Kennecott Mine Tour, allerdings etwas getrübt dadurch, daß die historischen Gebäude momentan saniert werden und man nur in ganz wenige Gebäude hinein konnte, und außerdem überall Bauarbeiter herumwuselten und Baumaschinen herumstanden, so daß es hier sehr schwierig war zu fotografieren.
Es folgte ein Abstecher nach Valdez, wobei die Strecke mit dem Worthington Glacier und den Wasserfällen im Keystone Canyon zwar wunderschön, der Ort Valdez selbst aber ziemlich abstoßend war. Anschließend ging es zurück nach Anchorage, da wir eigentlich die letzte Woche dort und auf der Kenai Peninsula verbringen wollten - aber dieser Plan fiel regelrecht ins Wasser, denn das Wetter wurde immer schlechter, und die Wettervorhersage für die Gegend versprach auch keine Besserung. Nach einem grauen, aber noch halbwegs trockenen Tag in und um Palmer (Tip: putzige kleine Moschusochsen auf der Musk Ox Farm!) und ein bißchen Shopping in Anchorage fassten wir dann den Entschluss, auf den Besuch der Kenai Peninsula komplett zu verzichten und stattdessen nochmal den ganzen Weg zurück bis ins Yukon Territory zu fahren, denn hier versprach der Wetterbericht das genaue Gegenteil, nämlich Sonnenschein bis zum Abwinken. Und das war dann auch die richtige Entscheidung, auch wenn das nochmal 2500km und viele Stunden Fahrt zusätzlich bedeutete! Denn nachdem wir ein paar Tage zuvor vom Kluane National Park wegen des Schneegestöbers so gut wie nichts mitbekommen hatten, konnten wir dort nun nochmal ein paar schöne Wanderungen machen (besonders der Sheep Creek Trail war toll), Tiere beobachten (drei Grizzlys direkt neben der Straße), einen sensationellen Sonnenaufgang bewundern und vor allem einen Rundflug machen! Von Haines Junction aus ging es in die Berge bis zum Kaskawulsh Glacier, der sich wie ein weiss-braun gestreiftes Band über 60km lang durch die Berge windet. Leider wurde das kleine Flugzeug ständig von Turbulenzen durchgeschüttelt, so daß mir nach etwa 20 Minuten so richtig übel wurde und wir die eigentlich gebuchte 60min-Tour abkürzen mussten und schnurstracks wieder zurück flogen. Dennoch ein tolles Erlebnis, diese faszinierende Berg- und Gletscherwelt mal aus der Luft zu sehen!
Im Anschluss machten wir noch einen lohnenswerten Abstecher bis hinunter nach Haines, einerseits wegen der traumhaften Strecke, andererseits wegen des wirklich sehenswerten Ortes an sich. Auch hier hatten wir nochmal Glück mit dem Wetter, hatten morgens bei Ebbe einen tollen Blick auf den Ort, während rundherum die Wolken aufrissen und die Sonne herauskam. Außerdem konnten wir hier haufenweise Weißkopfseeadler und sogar einen Grizzly beim Fischen beobachten. Hier hätte man also gut noch mehr Zeit verbringen können, aber so langsam mussten wir daran denken, daß wir ja die ganze Strecke auch wieder zurückfahren mussten.
Als wir zurück nach Palmer kamen, konnten wir dann sehen, was wir in der letzten Woche verpasst hatten: hier hatte es unentwegt geregnet, und die ganzen Bäche und Flüsse, sonst nur schmale Rinnsale zwischen breiten Kiesbänken, waren inzwischen zu reißenden, dreckig graubraunen Strömen geworden. Da hatten wir wirklich gut daran getan, nochmal diesen "kleinen" Abstecher zu machen! Aber natürlich war uns das Wetter auch hier nochmal wohlgesonnen, denn an unserem letzten Tag wachten wir zu strahlendblauem Himmel auf und konnten so wenigstens nochmal ein bißchen in der Gegend um Palmer und Anchorage unternehmen, z.B. ein Besuch bei der Independence Mine, die sensationelle Aussicht vom Flattop Mountain oberhalb von Anchorage (inklusive Blick bis zum 200 Meilen entfernten Mt. McKinley!) und zumindest eine kurze Fahrt auf dem Seward Highway bis nach Girdwood, wo uns bei einer kleinen Wanderung noch ein Elch überraschte, der einfach mal so mitten auf dem Weg herumstand... Und zum Abschluss beobachteten wir noch ein bißchen die Wasserflugzeuge auf dem Lake Hood und warfen einen Blick auf die nicht allzu imposante Skyline von Anchorage von Earthquake Park aus. Zurück am Parkplatz erwartete uns dann gleich noch ein Elch, der seeleruhig zwischen den Autos herumspazierte und sich zum Abendessen an Büschen und Bäumen gütlich tat.
Damit ging unsere Alaska-Yukon-Tour dann auch schon wieder zu Ende - alles in allem eine absolut faszinierende Tour! Obwohl wir letztendlich doch viel mehr gefahren sind, als wir vorgehabt hatten, war es insgesamt ziemlich entspannt und nicht so hektisch, wie es sonst manchmal wird, wenn man von einem Sonnenaufgang zum nächsten jagt und versucht, die ganzen Foto-Locations im besten Licht zu erwischen. Hier kann man wegen der enormen Distanzen einfach von vorneherein schon nicht immer zur richtigen Foto-Zeit am richtigen Ort sein, sondern muß sich einfach auf die Umstände einlassen und das Beste aus der gegebenen Situation machen, und das haben wir glaube ich ganz gut hingekriegt :-)