Reisebericht > USA Südwest 2011

Nach den Ausflügen in den Nordwesten und Nordosten der USA war in diesem Jahr mal wieder der Südwesten dran - die Wunschliste war inzwischen so lang geworden, daß 8 Wochen mühelos drin gewesen wären, aber da wir „nur“ 4 Wochen zur Verfügung hatten, musste priorisiert werden. Eigentlich stand auf dieser Liste The Maze in den Canyonlands mit ganz oben, aber da wir bei Alamo in Phoenix keinen dafür geeigneten SUV vorfanden, wurde das vor Ort ganz schnell wieder gestrichen. Mit unserem nagelneuen Chevrolet Traverse, einem zwar riesigen und auf den ersten Blick nicht unbedingt als besonders geländegängig einzustufenden, aber im Laufe der Zeit sich als perfekt für unsere Zwecke erweisenden SUV, machten wir uns also auf den Weg auf unsere von der Dauer her längste, von der Strecke her zweitlängste Tour – 9500km in 4 Wochen.
Unser erstes Ziel war gleich mal wortwörtlich ein Schlag ins Wasser, denn der Kaibito Creek stand nach heftigem Regen in der letzten Woche randvoll mit Wasser – keine Chance da reinzukommen und sich diesen wunderschönen Slot anzusehen. Aber wenn man mit einem Misserfolg startet, kann es nur noch besser werden! Also auf zum Monument Valley und zur Cedar Mesa, wo wir insgesamt 4 Tage verbrachten und uns hauptsächlich indianischen Ruinen widmeten. Highlight hierbei war die Citadel Ruin im Road Canyon, ein faszinierendes, unglaublich gut erhaltenes Bauwerk auf einer Art Felsinsel mitten im Canyon, die nicht ganz einfach zu erreichen ist, nämlich nur mit ein bißchen Kletterei über einen schmalen Grat, der den Road Canyon von einem Seitencanyon trennt. Faszinierend! Weiter ging es zum Goblin Valley und zum Little Wild Horse Canyon, den ich seit Jahren immer mal wieder auf der Liste hatte, der aber dann immer wieder aus verschiedenen Gründen gestrichen werden musste. Diesmal hat es endlich geklappt, außer zwei kleinen Pools am Anfang gab es auch keine größeren Hindernisse, so daß ich diesen Canyon auch endlich einmal richtig fotografieren konnte :-)
Statt der Maze gab es nun zwei Tage Alternativprogramm, das sich ebenfalls sehen lassen konnte: zunächst ging es über die wunderschöne Thousand Lake Mountain Road ins Cathedral Valley, wo wir ausnahmsweise mal nicht alleine auf dem Campingplatz übernachteten, sondern wo noch 2 andere Plätze belegt waren. Auch hier hatten die Unwetter der vergangenen Woche gewütet – auf den wenigen Meilen vom Campingplatz zu den Temples of the Sun and Moon hatten wir im Dunkeln vor Sonnenaufgang 28 kleine oder auch größere Washes zu durchqueren, in denen die „Straße“ weggespült war. Zum Glück waren schon ein paar andere Autos vor uns hier gefahren, deren Spuren man zumindest folgen konnte. Und das ganze mussten wir natürlich wieder zurück, denn wir wollten das Tal nach Norden verlassen und weiter zum Wedge Overlook. Den wollte ich erstens schon lange mal sehen, und zweitens gibt es hier einen ziemlich coolen Mountain Bike Trail. Diesmal hatte ich nämlich ziemlich spontan wieder mein eigenes Fahrrad mitgenommen, da British Airways noch immer extrem günstig Sportgeräte transportiert, und so hatte ich natürlich viel öfter die Gelegenheit, ein bißchen biken zu gehen, als wenn ich mir dazu jedesmal ein Fahrrad hätte leihen müssen. Deshalb durfte natürlich auch wieder Moab nicht fehlen, denn hier wollte ich den ultimativen Trail fahren – den „Whole Enchilada“. Vom Burro Pass auf 3300m in den LaSal Mountains geht es auf über 40km Länge über 2000hm downhill zum Colorado hinab, wobei die zweite Hälfte den berühmten Porcupine Rim Trail umfasst, den ich ja bereits kannte. Ein absolut geniales Erlebnis, auch wenn ich anschließend ziemlich kaputt war, weil man hier wirklich 4 Stunden am Stück komplett durchgeschüttelt wird – ein Härtetest für Mensch und Material :-)
Von Moab aus ging es zurück nach Page, um nochmal den Antelope Canyons einen Besuch abzustatten. Am späten Vormittag ging es zunächst in den Lower Antelope Canyon, wo wir uns mit Photography Permit 2 Stunden ohne Guide aufhalten durften. Und wider Erwarten konnte man sich hier sogar relativ ungestört der Fotografie widmen, nur alle paar Minuten kam ein Guide mit einer größeren Gruppe vorbei. Hier ist das „Erlebnis Antelope“ immer noch erträglich, wenn auch mit 2 Stunden sehr kurz, im Upper hingegen, den wir anschließend besuchten, kann von einem „Naturerlebnis“ absolut nicht mehr die Rede sein. Unglaublich, wie die hunderte von Besuchern durch den Canyon geschleust werden... Aber das wussten wir natürlich vorher und hatten uns auch darauf eingestellt, und so war das Ganze trotz des hohen Preises (2-stündige Fototour für ca. $44 p.P.) und sehr magerer Fotoausbeute ein sehr interessantes Unterfangen, das ich zumindest nicht bereue :-) Schon die Fahrt im uralten klapprigen Jeep zum Canyon war ziemlich spaßig...
Nächste Station waren Bryce und Red Canyon, da ich hier unbedingt den Thunder Mountain Trail fahren wollte. Vor zwei Jahren lag noch zuviel Schnee, doch diesmal gab es herrliches Wetter - einfach Wahnsinn, durch diese orangerote Wunderwelt zu radeln! Escalante und Cottonwood Canyon Road wurden schweren Herzens kurzerhand gecancelt, da wir bereits einen Tag länger als geplant unterwegs waren und uns für die Sierra noch einen Tag länger Zeit nehmen wollten, also fuhren wir nun direkt weiter zum North Rim des Grand Canyon. Zunächst wurden wir zwar von Gewitter und Regen begrüßt, aber immer wieder kam die Sonne durch – perfekte Foto-Bedingungen, ein absolutes Highlight! Natürlich auch, weil die Espen hier auf dem Kaibab Plateau bereits in den grellsten Herbstfarben leuchteten, was besonders in den Waldbrand-Gebieten fantastisch aussah. Auf dem Rückweg vom Grand Canyon machten wir noch einen Abstecher zum Buckskin Gulch, um uns die Slickrock-Felder und Brainrocks anzuschauen, die man inzwischen als „Edmaier´s Secret“ kennt – ein richtig interessantes Gebiet, das zwar nicht an die benachbarten Coyote Buttes herankommt, aber auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Hier hatten wir noch tolles Wetter, doch dann war es erstmal vorbei mit der Herrlichkeit – denn die folgenden drei Tage im Valley of Fire waren völlig verregnet – kurz nach unserer Ankunft fing es an zu gewittern, was dann etwa 20 Stunden (!) anhielt, und auch danach blieb es erstmal grau, bevor dann der Regen wieder anfing – gut, zwischendurch gab es auch ein bißchen Sonne, aber insgesamt konnten wir natürlich nicht so viel unternehmen wie geplant, und die Fotoausbeute fiel auch ziemlich bescheiden aus – die größte Enttäuschung des Urlaubs!
Doch das Death Valley konnte da einiges wieder Wett machen – z.B. mit unglaublichen Gewitterwolken über den Badwater Salt Flats oder einem äußerst gelungenen Ausflug zum Racetrack (ohne Platten – allerdings konnten wir am folgenden Tag gleich drei Fahrzeugen mit Panne oder Plattfuß helfen, allerdings nicht auf der Racetrack Road, sondern der zu den Eureka Dunes, auf der es laut Rangerin ja keine spitzen Steine gibt... aber vielleicht sollte man da eben doch nicht mit einer Harley (!) oder einem Wohnmobil (!!!) entlang fahren...). Interessant allerdings, wie viel Leute sich so am Racetrack herumtreiben – da war ein Betrieb wie auf dem Rummelplatz, nicht mal auf dem dortigen Campingplatz waren wir alleine. Aber es war ja auch Death Valley-untypisch kalt (20-25°C) und damit bestens geeignet für einen Ausflug ins Backcountry. Auch bei den Eureka Dunes war viel los – hiervon hatte ich mir eigentlich einiges erhofft, aber die Dünen waren ziemlich zertrampelt, und mit den erhofften Nachtaufnahmen wurde es hier leider auch nichts.
Und dann brach schon die letzte Woche an, und es ging hinüber ins Owens Valley und in die Sierra Nevada, wo wir insgesamt 5 Tage verbrachten und u.a. viele der wunderschönen Canyons mit ihren Seen besuchten. Wir waren zwar ein paar Tage zu früh dran für die schönsten Herbstfarben, doch an einigen Stellen, z.B. dem South Lake, gab es auch jetzt schon richtig bunte Espen zu sehen. Auch dem Mono Lake und den Alabama Hills statteten wir wieder einen Besuch ab und fuhren auch bis hinauf zum Lake Tahoe, wo wieder ein sensationeller Bike Trail auf mich wartete – der Flume Trail! Ein paar hundert Meter über dem See auf Singletrail an der Bergflanke entlang fahren und diese unglaubliche Aussicht auf den tiefblauen See und die umliegenden Berge geniessen, einfach Wahnsinn :-) Und schließlich folgte zum Abschluß noch ein absolutes Highlight der Tour – unser Besuch bei den unglaublich putzigen Burrowing Owls am Salton Sea! Wir waren ja erst nicht sicher, ob sich deswegen der Umweg ins südliche Kalifornien fast bis zur mexikanischen Grenze lohnen würde, denn man weiß ja nie im Voraus, ob man die Eulen überhaupt zu sehen bekommt. Doch die Bedenken stellten sich als absolut unbegründet heraus, wir fanden sogar eine ganze Menge Eulen, und eines dieser unglaublich neugierigen Tierchen ließ mich sogar bis auf 2 Meter heran, so daß ich wunderbare Fotos schießen konnte – das war nochmal ein tolles Erlebnis zum Abschluß der Tour!
Alles in allem war es also wieder richtig klasse, auch wenn das Wetter insgesamt nicht immer ganz mitspielte, gerade zu Sonnenauf- und –untergang gab es nur selten schöne Wolken, und wenn es dann mal welche gab, hatten wir auch manchmal ein paar Timing-Probleme und waren zur falschen Zeit am falschen Ort, aber im Großen und Ganzen bin ich doch sehr zufrieden mit meiner Foto-Ausbeute – das sieht man auch daran, daß es diesmal 75 Fotos in meine Best Of-Galerie geschafft haben - viel Spaß damit!