Reisebericht > USA Neuengland 2010

So schnell kann es gehen - genau 4 Monate nach Ende der Nordwest-Tour machte ich mich schon wieder auf in Richtung USA! Diesmal in eine Gegend, für die ich mich vorher nie besonders interessiert hatte: die Ostküste und die Neuengland-Staaten. Seit ich allerdings Joe Brauns faszinierende Bilder der Wasserfälle um die Finger Lakes in New York gesehen hatte, zog es mich immer stärker auch einmal in diese Gegend. Und wenn man sich dann mal damit beschäftigt, findet man auch dort problemlos eine Fülle von Sehenswürdigkeiten und Parks, die man sich dort anschauen kann, und die vor allem auch ungemein fotogen sind - vor allem im Herbst :-) Leider standen nur gut zwei Wochen zur Verfügung, und da war es gar nicht so einfach, ein Programm zusammenzustellen, das zumindest die meisten der für mich interessantesten Locations beinhaltete, ohne allzusehr hetzen zu müssen. Einiges muß man dann eben schweren Herzens weglassen - so z.B. den Acadia NP oder Toronto, aber man muß eben Prioritäten setzen :-)
Um es kurz vorneweg zu sagen, ich hatte mal wieder unverschämtes Glück mit dem Wetter. Zu dieser Jahreszeit waren meine Erwartungen eigentlich nicht allzu hoch, und ich hatte mit einigem Regenwetter gerechnet. Was mich jedoch erwartete, waren 14 von 16 Tagen mit strahlendem Sonnenschein, und die wenigen grauen oder regnerischen Stunden konnte ich zum Fotografieren von Wasserfällen oder für lange Fahrtstrecken nutzen. Besser hätte es nicht kommen können!
Los ging es in Boston, wo ich zwei halbe Tage damit verbrachte, zu Fuß und per U-Bahn durch die Stadt zu streifen und mir bestätigen zu lassen, was ich vorab gehört hatte, nämlich daß es eine ungemein schöne und interessante Stadt ist. Anschließend ging es ein Stückchen die Küste hinauf, um zwei der schönsten Leuchttürme einen Besuch abzustatten, dem Nubble Light bei Sonnenuntergang und Portland Head bei Sonnenaufgang - beides wunderschön! Dann machte ich mich auf den Weg ins Landesinnere in Richtung der White Mountains. Ich hatte gehofft, in Vermont und New Hampshire genau zum Höhepunkt der Fall Foliage einzutreffen, aber wann das genau ist, kann man ja nie so genau sagen, und so hatte ich zum Großteil etwas Pech, denn in den höheren Lagen und den nördlichen Gebieten beider Staaten war ich einige Tage zu spät dran. Dennoch fand ich einige Gegenden, in denen die Wälder noch sensationell bunt waren, und dank des tollen Wetters gab es keinen Grund zur Enttäuschung. Highlights in den White Mountains waren der Mt. Washington (mit freiem, leicht mit Schnee bestäubtem Gipfel!) und das gleichnamige Hotel sowie die Wasserfälle im Crawford Notch SP, in Vermont vor allem die Gegend zwischen Woodstock und Brattleboro sowie die um Manchester. Hier gibt es wunderschöne kleine Dörfer mit prächtigen Häusern, weißen Kirchen und den typischen Friedhöfen mit windschiefen Grabsteinen, und überall war natürlich schon die unvermeidliche Halloween-Dekoration zu sehen.
Einen Tag früher als geplant ging es dann nach New York ins Gebiet der Finger Lakes, denn es waren sowieso 1-2 Tage Regenwetter angesagt, und das passte natürlich ganz hervorragend zu meinen Plänen für die nächsten Tage - Wasserfälle fotografieren! Ich wurde nicht enttäuscht - hier in New York leuchtete das Herbstlaub in den schönsten Farben, und ich hatte jetzt genug Zeit, mich den zahlreichen, ungemein faszinierenden Schluchten und Wasserfällen dieser Region zu widmen. Und um es mal ganz klar zu sagen - die Columbia River Gorge ist ja schonmal nicht schlecht, aber was man hier an Wasserfällen geboten bekommt, sucht seinesgleichen! Fast drei Tage lang streifte ich durch die verschiedenen State Parks (da die Saison bereits vorbei war, in den meisten Fällen sogar ohne Eintritt zahlen zu müssen), wanderte an malerischen Flüsschen entlang und fotografierte unzählige Wasserfälle. Das absolute Highlight dieser Tour! Dicht gefolgt von den Niagara Falls, was ich so eigentlich gar nicht erwartet hatte. Aber da das Wetter inzwischen wieder sonnig war, erlebte ich hier einen schönen Sonnenuntergang auf der amerikanischen Seite und einen geradezu fantastischen Sonnenaufgang auf der kanadischen - so früh morgens war ich fast alleine auf der Promenade an den Horseshoe Falls und konnte erleben, wie die Sonne genau über den Fällen aufging und die Gischtwolke grellrot färbte.
Dann entschloss ich mich, den Abstecher nach Toronto wegzulassen, einen Fahr-Tag einzulegen und komplett bis hinunter nach West Virginia durchzufahren. Hier war wieder Car Camping angesagt - was mit meinem Kia Sorento übrigens hervorragend funktionierte, denn bei umgeklappter Rückbank hatte ich gerade genug Platz, um mich auszustrecken, und hatte es außerordentlich bequem. Eine äußerst praktische Camping-Variante, die ich dieses Mal des öfteren praktizierte :-) Erste Station in WV war der Blackwater Falls SP, der mir mit seiner wunderschönen Mittelgebirgslandschaft und tollen kleinen Wasserfällen richtig gut gefiel, auch wenn ich hier in Sachen Laubfärbung schon einige Tage zu spät dran war. Hier hatte ich nochmal einen - den letzten - Regentag zu überstehen, aber ich machte das Beste daraus und tobte mich fotografisch in den vernebelten, teils kahlen Wäldern aus, was auch riesig Spaß machte!
Nach einem Abstecher auf den höchsten Punkt West Virginias, den Spruce Knob mit über 1400m (man kann USA-typisch mit dem Auto bis ganz nach oben fahren) nutzte ich dann den gewonnenen Tag, um bis in die südwestliche Ecke West Virginias zu fahren, wo sich ein weiteres kleines State Park-Juwel befindet: der Babcock SP mit der unfassbar fotogenen Glade Creek Grist Mill. Anschließend machte ich noch einen Abstecher zum benachbarten New River Gorge National River, da ich schonmal in der Gegend war, bevor es dann in Richtung Shenandoah NP ging, der vorletzten Station meiner Reise. Hier verbrachte ich zwei Tage mit Wandern und dem Genuss der Aussicht von den unzähligen Viewpoints entlang des über 100 Meilen langen Skyline Drive. Leider war auch hier wie in weiten Teilen Virginias und West Virginias die Laubfärbung ziemlich enttäuschend, was wohl mit dem trockenen Sommer zusammenhing, aber dennoch machte es auch hier großen Spaß, durch die Wälder zu streifen und den ein oder anderen Berggipfel zu erklimmen - besonders auch an dem einen Abend, als dichter Nebel über den Bergen hing und eine geradezu gespenstische Atmosphäre auf dem Blackrock Summit herrschte.
Zum Abschluß verbrachte ich dann noch zwei schöne Tage bei meinem Cousin und seiner Frau in Washington DC. Trotz unglaublich viel Verkehrs eine sehr faszinierende Stadt, die man auch unbedingt einmal gesehen haben sollte. Die National Mall und die gigantischen Monumentalbauten rundherum sind schon sehr beeindruckend und machen die Stadt im Vergleich zu anderen amerikanischen Großstädten zu etwas ganz Besonderem. Nach einem kurzen Abstecher zu den Great Falls auf dem Weg zum Flughafen war dann auch diese Reise schon wieder vorbei - und ich muß sagen, auch die Ostküste hat einiges zu bieten und ist definitiv eine Reise wert!